40 Jahre Theaterstudienfahrt nach Berlin

40 Jahre Theaterstudienfahrt nach Berlin

Montag, der 28.01.2019 war der Tag der Anreise: 40 Theaterbegeisterte stiegen in Lippstadt, Soest und Hamm in den ICE und füllten ihn mit Vorfreude und Ausgelassenheit. Somit war der Grundstein für eine schöne Woche gelegt. Die vier Stunden Fahrt vergingen wie im Flug - ebenso wie das letzte Stückchen Weg zum Hostel in Moabit. Dort wurde unsere Gruppe freundlich empfangen - und die Wiederkehrer fanden sich in einer vertrauten Umgebung wieder.

Gegen Abend reisten wir mit der berühmten Berliner U- und S-Bahn zum Deutschen Theater. In diesem altehrwürdigen Theater durften wir zunächst an einer elaborierten Einführung in das Stück Westend von Moritz Rinke teilnehmen. Diese Aufgabe wird normalerweise von den begleitenden Lehrkräften übernommen - so auch in den kommenden Tagen. Das Stück selbst stellte mit seiner modernen Inszenierung eine zeitlose Thematik dar, die vor dem Hintergrund des alten Theatersaals besonders zutage trat.

Misskommunikation ist ein Kernproblem des Stückes - jedoch keines der Teilnehmer, wie sich in den folgenden Abenden im Hostel herausstellen sollte. Dort wurde nämlich sehr viel gesprochen und gelacht.

Auf Kommunikation folgte Emotion als wir am folgenden Abend das Stück Medea im Berliner Ensemble mit der hervorragenden Constanze Becker in der Hauptrolle sahen. Am Morgen dieses Tages durften wir eine interessante geschichtliche Führung durch das Berliner Regierungsviertel mit Herrn Suchanek genießen, die jedoch bedauernswerterweise frühzeitig beendet werden musste, da das Folgeprogramm zeitlich gebunden war. Dieses bestand wahlweise aus einem Besuch des Reichstagsgebäudes mit dem Schwerpunkt Politikgeschichte oder einer Führung durch das Holocaustmahnmal.

Die Eindrücke von Flucht und Vertriebensein zogen sich dann im Laufe des Tages durch die Gespräche, um schließlich im Stück Medea zu gipfeln. Für viele endete dieser Abend früh, da am Folgetag ein Besuch des Morgenmagazins anstand.

Für die Frühaufsteher begann der Mittwoch also im ZDF-Hauptstadtstudio, während die Langschläfer zur Schaubühne fuhren, um dort an einem wunderbaren Theaterworkshop teilzunehmen. Dieser beschäftigte sich intensiv mit dem Stück Mitleid - Die Geschichte Des Maschinengewehrs, welches wir dann am Abend anschauen konnten. Besonders nennenswert ist, dass die Hauptdarstellerin Ursina Lundi vor Beginn der Aufführung ein kurzes Gespräch angeboten hat, welches wir dankend annahmen und gut informiert verließen. Dank dieses Vorgesprächs war uns ein tieferes Verständnis des Stückes möglich, das sich in unseren späteren Gesprächen noch oft widerspiegeln sollte.

Wie schon am Vormittag war unsere Gruppe auch am Abend zweigeteilt. Die andere Hälfte der Studierenden besuchte die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, um die Dramatisierung des Romans „Unterwerfung“ des französischen Autors Michel Houellebecq zu sehen. Autor, der Inhalt des Stücks und die Volksbühne wurden uns in einer Einführung und Vorbesprechung im Hostel vorgestellt. Der Ich-Erzähler des  Romans ist die wichtigste Hauptfigur. Edgar Selge legte in dieser Rolle eine fulminante Ein-Mann-Show auf’s Bühnenparkett, aber wenn man den Roman nicht gelesen hatte, gab es auch einige langweilige und anstrengende Passagen. Die schauspielerische Leistung aber beeindruckte uns alle; die Aussage des Stücks regt zu Widerspruch oder auch Empörung an. Genau das wollte der Autor ja wohl auch erreichen.

Auch am nächsten Morgen hatten wir die Qual der Wahl, als wir entweder an einer Architekturführung durch das Hansaviertel oder einem Besuch des Stasi-Museums teilnehmen konnten.

Eben diese Entscheidungsmöglichkeiten gaben uns viel unterschiedlichen Gesprächsstoff. In Kombination mit dem Workshop vom Vortag, der das Eis brach, kam es dazu, dass der frei gestaltbare Donnerstagabend für alle im Tischtenniskeller des Hostels mündete, wo aus den vielen Grüppchen eine große Gemeinschaft wurde.

Am Freitag erwartete uns dann das bekannteste Stück: Hamlet von Shakespeare, in dem uns vor allem Lars Eidinger mit seiner großen Schauspielkunst begeisterte. Die Inszenierung läuft seit über 10 Jahren an der Schaubühne und ist immer ausverkauft. Fast ein Wunder, dass wir für 40 Personen Karten bekommen haben!

An diesem letzten Abend wurde ebenfalls ausgelassen gefeiert und die zuvor entstandenen Freundschaften haben sich nun manifestiert.

Die Stimmung der Hinfahrt wurde nur durch die der Rückfahrt am Samstag getoppt. Die Eindrücke und Freundschaften dieser Fahrt haben uns bis nach Hause begleitet und bleiben bei uns, bis wir uns hoffentlich im nächsten Jahr wiedersehen, um neue Erinnerungen zu machen und Menschen in unser Herz zu schließen. In diesem Sinne: Vielen Dank an die Organisatoren dieser Fahrt.

Wir hoffen, dass sie noch viele weitere Jahre stattfinden wird!

Marie M. & Miriam L.