Theaterstudienfahrt 2020: Den Puls des Zeitgeists spüren

Theaterstudienfahrt 2020: Den Puls des Zeitgeists spüren

Theaterstudienfahrt

In einer Zeit vor Masken und Mindestabstand versammelten sich um die 40 Schüler*innen, Ehemalige, Lehrer*innen und Theaterbegeisterte an den Bahnsteigen in Lippstadt und Soest. Das gemeinsame Ziel: Hamm - um dort in den ICE nach Berlin umzusteigen. Alte und neue Gesichter verteilten sich auf unsere reservierten Sitze und es wurde geredet, gelacht und Karten gespielt. Die Zugfahrt verging schneller als wir Stadt-Land-Fluss spielen konnten.

Als wir schließlich Berlin erreichten, machten wir uns schnell auf den Weg zu unserer Unterkunft, dem Amstel Hostel in Moabit. Dort angekommen erhielten wir unsere Zimmereinteilung. Durch eine bunte Mischung der Betten begannen wir schnell mit all den neuen Mitbewohner*innen Kontakte zu knüpfen.
Kaum waren die Betten bezogen und die Koffer ausgepackt, trafen wir uns alle zusammen mit Herrn Suchanek, der uns durch Moabit führte.

Abends fanden wir uns im Berliner Ensemble ein. Diesmal wurden wir nicht von den Lehrkräften in das Stück eingeführt, sondern nahmen an einer Einführungsveranstaltung des Theaters teil. Anschließend schauten wir uns die eindrucksvolle, moderne Adaption von Fahrenheit 451 von Ray Bradbury an. Besonders eindrucksvoll war die extrem formbare Kulisse, welche den Schauspieler*innen umso mehr Platz ließ uns zu begeistern.

Nach dem Stück löste sich die große Gruppe in viele kleine auf, die sich in die Restaurants und Bars Berlins verteilten.

 

Am nächsten morgen ging eine Hälfte der Truppe in den Theaterworkshop der Schaubühne zum Stück Orlando von Virginia Woolf. Dort wurden wir in die Themen des Stücks eingeführt und haben uns dabei mit unserer Geschlechterrolle auseinandergesetzt. Wir haben viel gelernt und sehr genossen, unsere Lehrer*innen zu duzen und unsere eigene Geschlechterwahrnehmung mit Kostümen und Perücken zu hinterfragen.

Zeitgleich befand sich die andere Gruppe im Reichstag und hat eine Führung durch dieses imposante Gebäude genossen. Den feierlichen Abschluss bildete ein Blick über Berlin aus der bekannten Glaskuppel.

Abends wurden wir vor den Toren des Deutschen Theaters wieder vereint, um uns Hasta la Westler anzuschauen. Dieses Stück handelte von der Entwicklung der berliner Theaterszene im Kontext des Ost-West-Konflikts und der Wiedervereinigung. Das Stück lebte von seiner Musik und den zahllosen Popkulturreferenzen.

 

Am Mittwoch spaltete sich die Gruppe erneut- diesmal nahmen einige an einer Führung um das Berliner Schloss teil, die anderen an einem Workshop in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Dort gab es viel über die kleinen, aber diversen Gegenbewegungen während der NS-Zeit zu lernen.

Abends gingen wir dann zur Vagantenbühne und schauten uns eine Adaption des Buches Hiob von Joseph Roth an. Durch die kleine Bühne entstand eine sehr intime Atmosphäre, welche uns als Zusehende erlaubte, beinahe direkt im Geschehen zu sein.

 

Am Donnerstag besuchte eine Gruppe die Führung durch die Berliner Unterwelten und erfuhr dort viel über die Geschichte des Bunkers, welcher nicht nur Menschen im Krieg, sondern auch in Friedenszeiten ein Obdach gab.

Wir waren allerdings im Naturkundemuseum und hatten einen riesigen Spaß, denn es gab dort viel zu lernen und wir konnten das größte Dinoskelett der Welt bestaunen.

Nach diesem Nachmittag voller Informationen erwartete uns heute kein Theaterstück, sondern ein Abend zur freien Gestaltung. Während einige den Abend nutzten, um sich auszuruhen oder neu gefundene Freundschaften zu vertiefen, bewegten wir uns durch das nächtliche Berlin. Auf der Suche nach Spaß, Partys und dem berühmten Berliner Nachtleben haben wir uns so letztlich Germany’s-Next-Top-Model in einer Bar angesehen, live kommentiert von einer wundervollen Drag Queen.

Donnerstag und Freitag gaben sich die Klinke in die Hand, während wir den langen Abend durch einen müden Morgen ersetzten.

Doch spätestens am Abend waren wir alle wieder wach für das letzte Stück unserer Fahrt: Orlando von Virginia Woolf. Das Stück wurde in der berühmten Berliner Schaubühne aufgeführt, welche auch den besagten Workshop organisierte. Orlando war jedoch nicht nur ein Theaterstück, sondern ebenso ein Film: Alles was auf der Bühne passierte, wurde gleichzeitig gefilmt und ähnlich einem Singletake-Movie auf einer Leinwand darüber live gezeigt. Nach dieser außergewöhnlichen Darstellung waren wir alle begeistert und fasziniert von der Aktualität der dargestellten Themen.

 

Am Samstag war es dann schließlich Zeit für die Abreise. Nach der aufregenden Woche fanden wir uns alle Hauptbahnhof Berlin ein, stiegen in die Züge und machten uns auf den Weg zurück in den Alltag.
Wir hatten wieder sehr viel Spaß und möchten den Organisator*Innen, den Lehrer*innen und den Teilnehmer*innen für diese schöne Zeit danken!

 

Vor allem in den letzten Monaten tat es sehr gut, sich an diese gesellige und aufregende Reise zu erinnern-, in der Hoffnung, dass sie auch 2021 (in angepasster Form) wieder stattfinden kann.

Katharina Klose, Miriam Lütkemeier und Marie Miedtank